Münchner
Schatzhäuser


Vortragsreihe mit Führungen

Referent: Klaus Reichold



Eh. Bayerisches Armeemuseum/Bayerische Staatskanzlei: Gerd Seidel (Rob Irgendwer) - CC BY-SA 3.0, https://commons. wikimedia.org/w/index.php?curid=20373933

Trophäen aus den Türkenkriegen
Das Bayerische Armeemuseum
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Wien, Dresden und St. Petersburg hatten es vorgemacht. Im nationalen Taumel, der Bayern in den Tagen des Märchenkönigs ergriff, glaubte man nun auch in München, dringend ein militärhistorisches Museum zu brauchen. 1904 bezog die spektakuläre Schausammlung – darunter das 1687 erbeutete Wohnzelt eines Großwesirs – einen neuen Monumentalbau an Stelle der ruinös gewordenen Hofgartenkaserne. Die 52 Meter hohe Kuppel aus „Eisenbeton“ überdauerte die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs und ist heute der Blickfang der Bayerischen Staatskanzlei.


Romantiker in Flammen
Der Glaspalast brennt
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Der Bau nach dem Vorbild des Londoner Kristallpalastes galt als Symbol des Fortschritts, begründete den Ruf Münchens als Messe- und Kongressstadt, hatte aber einen schlechten Start: Die „Allgemeine Deutsche Industrieausstellung“ von 1854, für die die Glas-Eisen-Konstruktion errichtet worden war, floppte. Denn kurz nach der Eröffnung brach die Cholera aus. Ähnlich dramatisch war das Ende: Als der Glaspalast 1931 während einer Ausstellung in Flammen aufging, verbrannten über 3.000 Kunstwerke, darunter neun Gemälde von Caspar David Friedrich.

Überflüssiger Luxus
Das Odeon - Münchens legendäres Konzerthaus
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Bevor es in einer Bombennacht des Jahres 1944 in Schutt und Asche sank, war das Odeon der Mittelpunkt des Münchner Musiklebens. Errichtet nach Plänen von Leo von Klenze, hatte es 1.500 Plätze und eine sensationelle Akustik. Gleichzeitig beherbergte es den Vorläufer der heutigen Hochschule für Musik und Theater. Es erlebte Auftritte von Clara Schumann, Edvard Grieg und Igor Strawinsky. Richard Strauss dirigierte hier die Münchner Erstaufführung seines „Till Eulenspiegel“. Im Anschluss leerten die 73 Musiker 380 Gläser Punsch.


Wunderwirdige Gewelbe
Der Alte Hof
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Dass die Wittelsbacher in der ältesten Münchner Herzogsburg Affen hielten, ist historisch verbürgt – ebenso, dass ein Teil des Dachstuhls noch aus der Zeit um 1425 stammt. Seine Glanzzeit erlebte der Komplex als Pfalz Ludwigs des Bayern, der zur Aufbewahrung der Reichskleinodien die gotische Lorenzkapelle errichten ließ. Nach dem Umzug der Landesherren in die „Neuveste“, den Vorgängerbau der Residenz, diente der „Alte Hof“ unter anderem als Silberkammer, Hofbräuhaus – und 1914 als Vorlage für ein Aquarell des Postkartenmalers Adolf Hitler.


(C) Franz Schiermeier Verlag

Akrobaten und Feuerkönige
Das Cuvilliés-Theater
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1753 wurde das Cuvilliés-Theater mit einer Festoper des Münchner Hofkomponisten Giovanni Battista Ferrandini eingeweiht. 1781 erlebte es die Uraufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Idomeneo“. In den Tagen Ludwigs I. begann der Stern des Opernhauses schon wieder zu sinken. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Rokoko-Juwel, in seine Bestandteile zerlegt, im Pfarrhaus von Obing und im Keller der Kelheimer Befreiungshalle. Seine Rekonstruktion zur 800-Jahr-Feier der Stadt München gilt – obwohl die ursprüngliche Bühnenmaschinerie verloren ist – als Glücksfall.

(C) Blanc Kunstverlag

Alte Meister en gros
Der Kunstverlag Franz Hanfstaengl
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Ernst „Putzi“ Hanfstaengl, ein Studienfreund des späteren US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, galt als „Hitlers Klavierspieler“ und Finanzier. Vater Edgar hatte eine Romanze mit Sophie, der damaligen Verlobten des bayerischen Märchenkönigs. Weltweit bekannt geworden ist die Familie für ihre frühen Portraitfotos prominenter Zeitgenossen und für ihre Reproduktionen berühmter Gemälde, den Vorläufern heutiger Poster. Thomas Mann karikierte das Hanfstaengl’sche Unternehmen, das Filialen in London und New York unterhielt, in der Novelle „Gladius Dei“ als „Kunstverlag Blüthenzweig“.

Der Blanc Kunstverlag hat die Kupfer­druckerei und die Kupferdrucksammlung des Hanfstaengl-Verlags übernommen und schließt an die Tradition an.

Dem Geist alle Tore öffnen
Das Maximilianeum
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Büsten von Dichtern und Philosophen zieren das Treppenhaus. Portraits von Erfindern, Entdeckern und Universitätsgründern schmücken die Wände. Das Maximilianeum – seit 1949 auch Sitz des Bayerischen Landtages – sollte ursprünglich „Athenäum“ heißen. Es beherbergt bis heute eine Studienstiftung, die 1852 als „Bildungs- und Unterrichts-Anstalt“ für „talentvolle Jünglinge“ gegründet worden ist. Man möchte hoffen, dass die Stipendiaten vom „Harem des Perserkönigs Xerxes“, einem Historienschinken im Senatssaal, nicht über Gebühr abgelenkt worden sind.

Vaterländische Denkmäler
Das Bayerische Nationalmuseum
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Die Nikolausfigur von Erasmus Grasser erinnert an eine verschwundene Kirche der Münchner Altstadt, das Totenkleid der Pfalzgräfin Dorothea Sabina an die Hoftracht um 1600 und das Tafelklavier aus der „Königlich Bayerischen Hof Pianoforte Fabrik Aloys Biber“ an die Musikbegeisterung im Biedermeier. Das Bayerische Nationalmuseum, ein malerischer Komplex nach Plänen des Architekten Gabriel von Seidl, beherbergt eine der bedeutendsten kulturgeschichtlichen Sammlungen Europas. Dazu zählt auch ein Portrait des Lieblingshundes Ludwigs I.

Hoch im Alter und dennoch frühlingsschön
Der Alte Peter
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Am Nachmittag des 25. Februar 1945 riss eine Sprengbombe den Dachstuhl entzwei. Das Langhaus stürzte ein. Die Außenmauern barsten. Damit schien das Ende des „Alten Peter“ besiegelt. Doch die Münchner bauten das Gotteshaus, dessen Pracht auf die erste Riege bayerischer Künstler zurückgeht, wieder auf. Die Geschichte der ältesten Pfarrkirche der Stadt erzählt von illegitimen Wittelsbachern, die hier als Priester wirkten, von einem angeblichen Backenzahn des Apostels Petrus und von einer Kindermumie aus den Tagen des Dreißigjährigen Krieges.

Prachtvoll und ohne Beyspiel
Die Pinakotheken
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Er kaufte Bilder von Botticelli, Giotto und Raffael, erwarb von den Brüdern Boisserée eine Sammlung mittelalterlicher Tafelgemälde und erstand von den Fürsten Oettingen-Wallerstein unter anderem Albrecht Altdorfers „Donaulandschaft“: Mit der Alten Pinakothek, in der auch die Galeriebestände aus wittelsbachischem Familienbesitz eine neue Heimat fanden, schuf Ludwig I. ein Museum von Weltrang. Die Neue Pinakothek, die er der Kunst „aus diesem und künftigen Jahrhunderten“ widmete, stellte ab 1867 – als eines der ersten Häuser in Europa – sogar Photographien aus.

Foto: Bayerische Staatsbibliothek / CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22808498

Fässer voller Bücher
Die Bayerische Staatsbibliothek
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Die berühmteste islamische Weltbeschreibung, die bedeutendste Sammlung mittelalterlicher Lyrik, der früheste gedruckte Totentanz – in den Regalen, Magazinen und feuerfesten Tresoren schlummern zahllose Kostbarkeiten des Weltkulturerbes. Auch die Briefe Ludwigs I. an Lola Montez werden hier aufbewahrt. Die Kataloge verzeichnen knapp 10,5 Millionen Bände, davon 131.000 Handschriften. Die Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek begann damit, dass ein bayerischer Herzog  im 16. Jahrhundert die Büchersammlung eines Orientalisten ankaufte

Kein Ort für Asketen
Die Benediktiner-Abtei St. Bonifaz
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Eine fünfschiffige Basilika für den „Apostel der Deutschen“, dazu ein Kloster als Hort großstädtischer Seelsorge und wissenschaftlicher Forschung, das alles belebt und betreut von Benediktinern, die im Ruf stehen, weder der Bigotterie zu huldigen noch „aufklärerischen Torheiten“ auf den Leim zu gehen – mit St. Bonifaz gründete Ludwig I. eine Institution, die vielfältig mit der Stadtgesellschaft und mit der Stadtgeschichte verbunden ist. In der Bibliothek recherchierte beispielsweise Hans Scholl von der „Weißen Rose“ zum Thema „Tyrannenmord“.

By X - Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10392984

Von der Heiterkeit der wissenschaftlichen Arbeit
Die Ludwig-Maximilians-Universität

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Gegründet wurde sie 1472 in Ingolstadt – als erste und damals einzige Hochschule auf bayerischem Boden. Im Jahr 1800 verlegte man ihren Sitz nach Landshut. Erst seit 1826 ist die Ludwig-Maximilians-Universität – benannt nach ihrem Stifter, Herzog Ludwig dem Reichen, und König Max I. Joseph – in München zuhause. Im 16. Jahrhundert war Dr. Johannes Eck, der katholische Gegenspieler von Martin Luther, einer ihrer profiliertesten Professoren. Zu ihren späteren Studenten zählten Konrad Adenauer, Bertolt Brecht und der Nobelpreisträger Max Planck.

Foto: Stefan Jurcă, München / CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50391665

Ein Museum ist kein Badehaus
Die Glyptothek
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Antike Kultpfeiler und Grabreliefs, Büsten von Dichtern, Göttern und Kaisern, dazu Skulpturen wie „Der Barberinische Faun“ – für Max I. Joseph war das „Plunder“, zusammengetragen von seinem „närrischen Sohn“, dem späteren König Ludwig I. Der ließ sich allerdings nicht aus dem Konzept bringen. Er plante mit der Glyptothek einen „Kunsttempel“, der an die „Hallen des olympischen Palastes“ erinnern und als Bildungsstätte zum Ort seelischer Erbauung werden sollte. Der vielen Nackedeis wegen war Jugendlichen unter 18 Jahren der Zutritt zunächst verboten.

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